Tagesspiegel über "Donna Summer: Hot Stuff"
22 Orgasmen und ein Song
I feel love
16.08.2013 16:35 UhrRuhm ist gefräßig. Er verschlingt Menschen mit Haut und Haar. Die Dokumentation „Donna Summer – Hot Stuff“ beginnt mit Szenen aus einer Talkshow der achtziger Jahre. Der Moderator will wissen, was die Sängerin von den Klischees halte, die von ihr im Umlauf seien. „Disco-Diva?“ Sie kiekst nur: „Chchch.“ „Queen of Sex?“ Sie seufzt: „Uuuuf.“
Donna Summer war Mitte der siebziger Jahre mit ihren Hits „Love To Love You Baby“ und „I Feel Love“ berühmt geworden, bei denen sie das futuristische Moog-Synthesizer-Getacker des Produzenten Giorgio Moroder mit hingehauchten Versen und lustvollem Stöhnen unterlegte. Diesem Ruhm sollte sie bis zu ihrem Tod nicht mehr entkommen.
Donna Summers Karriere entwickelt sich zu einem Kampf, bei dem es ihr um Emanzipation und Kontrolle geht. Um ihren Erfolg in den USA zu forcieren, zieht sie nach Los Angeles. Ihr Album „Bad Girls“ erobert den ersten Platz der Charts, insgesamt wird sie mehr als 130 Millionen Tonträger verkaufen. Aber ihr Label Casablanca Records ist laut Moroder „ein Irrenhaus, haufenweise Drogen, morgens um elf waren alle high“. Summer wechselt zur neu gegründeten Firma des Musikmoguls David Geffen, der sie allerdings bald wieder fallen lässt. Mit „She Works Hard For The Money“ gelingt ihr noch einmal ein trotziger Hit. Später lebt sie in Nashville und engagiert sich als wiedergeborene Christin.
In der Ruhmeshalle der Pop-Geschichte gebührt Donna Summer ein Ehrenplatz. „I Feel Love“ ist – so urteilt der DJ und Schriftsteller Hans Nieswandt – zusammen mit „Autobahn“ von Kraftwerk „das modernste Stück der siebziger Jahre“. Christian Schröder
„Donna Sommer - Hot Stuff“, Arte, Samstag, 22 Uhr
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