Review: Floating di Morel - Goal Less Play (2013)


Floating di Morel / goal less play
(play loud! ltd. ed. 330 copies)

Melodiös und mysteriös wie nie präsentiert sich das vierte Werk des Berliner Undergroundtrios Floating di Morel. Die Band hat die Songs bezüglich ihrer Länge und die Arrangements betreffend auf das Wesentliche beschränkt: sparsam weben Orgelbasspedal und 12-saitige Gitarre ein feines Grundgerüst, auf dem sich der Gesang von S. Blödorn und K. Drewitz wunderbar in Szene setzen kann. Vergleiche mit den Young Marble Giants oder Syd Barretts Soloplatten sind hier durchaus angebracht, obwohl nur teilweise zutreffend. Die Platte erinnert mich an einen alten amerikanischen Geisterzug, der im gemächlichen Tempo auf stillgelegten ländlichen Streckenabschnitten herum rattert. Jeder Song ein alter verlassener Güterwagen auf dem das Echo längst vergessener Tramps zu hören ist. FdM bringen das Kunststück fertig, den Hörer auf diese verlassenen Wege zu führen, indem sie die einzelnen Lieder mit Soundfragmenten verbinden, die an die alten Kupplungen dieser Güterwagen erinnern. Diese Fragmente erzeugen sowohl Nähe und Direktheit als auch eine spukhafte Irrealität. Hin und wieder setzt die von T. Neu gespielte, wie aus dem nichts erscheinende Trompete diesem Eindruck die Krone auf: war da ein Zug oder war es nur ein Schatten?
Haben wir ihn pfeifen gehört oder war es eine Halluzination?
Dieses Album ist ein echtes Kunstwerk! Nicht nur die Musik auf der Platte, nicht nur die Struktur der Platte selbst (sehen die Fragmente nicht aus wie Gleise?), sondern auch das Cover. Es handelt sich um ein wunderschön gestaltetes Siebdruckcover der Künstlerin Lara Esther Goldman, eine reduzierte schwarzweiße Struktur, die den klanglichen Inhalt der Platte treffend illustriert.
Wir haben es mit einem zukünftigen Klassiker des deutschen Underground zu tun!
Zugreifen!!!

ernst b. stein


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