A Summer Evening with Floating di Morel goes digital





Ein neuer Film von Dietmar Post und Lucia Palacios, der endlich auch einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird. 


Es handelt sich dabei um eine neue Serie, die das kleine Film- und Plattenstudio/label play loud! bald in aller Regelmäßigkeit herausbringen wird.



Die Serie möchte die Idee der John Peel  Sessions für die BBC mit einem dokumentarischen Charakter, der sich bewußt auf die Musikfilme der 60er (Newport, Monterey, Gimmie Shelter) bezieht, vereinen. Musik soll wieder in aller Ruhe für sich selbst sprechen dürfen. "Nichts wirkt gestellt, geschönt oder für die Kamera inszeniert", schreibt die Spex über die Musikfilme von Post/Palacios. 



Filme aus der "play loud! (live) music series":






pl(l)ms 001 A Summer Evening with Floating di Morel (2009)
pl(l)ms 002 Doc Schoko – Oktopus im Pentagramm (2009)
pl(l)ms 003 FM Einheit + Irmler – Live at Berghain (2011)
pl(l)ms 004 Faust – Live at Klangbad Festival (2010)

Hier jetzt der mögliche Download (übrigens bald auch direkt auf der play loud!-Seite möglich):














Hier ein Text von Robert Mießner, der neben dem Dokumentarfilm den gesamten Katalog von Floating di Morel bespricht.









Bei offenen Fenstern

Wenn Berlin im Sommer mit schöner Regelmäßigkeit in die Subtropen zieht, ohne auch nur ein Ticket zu lösen, muss auch die passende Musik her. Man könnte in der langen tollen Zeit zum Beispiel Chet Baker hören: Der Trompeter und Sänger klang so cool wie leidenschaftlich. Oder aber und am besten am selben Abend das Berliner Psychedelic-Trio Floating di Morel. »Chet« (Riverside, 1959) hängt an der Wand ihres Friedrichshainer Studios, das Dietmar Posts und Lucía Palacios’ Dokumentarfilm »A Summer Evening With Floating di Morel« zeigt: Jede Menge elektronisches Equipment ist im Raum verteilt, dazu Tasteninstrumente, ein Computer, Getränke und eine blaue Akustikgitarre auf einem schwarzen Ledersofa. Schwarz sind auch die Klamotten der Band, ihre Musik kann dunkel sein, ist aber gottseidank schwer kategorisierbar und trotzdem eingängig. Hätten Velvet Underground sich nicht 1973 aufgelöst, sondern wären auf die Krautelektroniker von Neu! oder in den frühen Achtzigern auf Daniel Miller von Mute Records getroffen, dann hätte der Floating di Morel-Sound bereits damals entstehen können. Es hat dann doch länger gedauert: 1995 gründeten Kai Drewitz (Gesang) und Sabine Blödorn (Orgel, Gesang), vorher bei PLO und den Young Scamps, die Band. Später kam Thorsten Neu (Gitarre, Trompete) von den Kissin’ Cousins hinzu. Floating di Morel treten selten auf und ihre Diskografie ist schmal. Lange suchen muss nach ihren Aufnahmen trotzdem nicht.
Der Floating di Morel-Backkatalog wird von Dietmar Posts und Lucía Palacios’ Film- und Musiklabel play loud! verlegt. »More Memory Than Now«, das Debütalbum, erschien 1995 auf Hidden Records, dem Label, das auch Ornament & Verbrechen (»On Eyes«, 1990), Harry Rag (»Trauerbauer«, 1992) und Doc Schoko (»Puppentanz«, 7’’, 1999) herausbrachte. »More Memory Than Now« klingt sommerlich-somnambul (»Dream There’s Humour«) oder gleich zeitlos entrückt (»Feeble-Minded«). Auf »Women Chrome« kommt ein unheimlicher Unterton hinzu, aber das und die meisten anderen Floating di Morel-Veröffentlichungen sind ein guter Soundtrack für den nächtlichen Gang bei gefühlten fünfundzwanzig Grad Celcius über die Warschauer Brücke, die Friedrichshain und Kreuzberg verbindet. Deutlich kratzbürstiger ist die EP »Takna, Pakna, G(k)ram...«, 1998 bei Toaster im Test erschienen. Man kann das getrost Lo-fi nennen. Charmant ist es allemal.
Dann aber »Real People Psych« (Marshypower, 2004), ein elegant-zerklüftetes Album, gemixt von DJ Jehova, On / Off, Brad Brett, Latence-Max Blanck und Beate Bartel. Auf »Sometimes« singen Drewitz und Blödorn im Duett zu einem minimalistisch-pulsierendem Beat. Mehr braucht es eigentlich nicht. Mit »Transnation« wird die Platte gar ruppig. Das Funkadelic-Cover »I’ll Stay« ist dafür schwer traumverhangen. »Said My Say«, das immer noch aktuelle Floating di Morel-Album, haben play loud! dann im vorigen Herbst herausgebracht. Erstaunliche Dinge passieren darauf. Nicht nur, dass einige der Songtitel von Wire stammen könnten (»G.C.55 Or The Idea Of North«, »J. Chase Hang Up«): Auch Floating di Morel machen mittlerweile so etwas wie Geometrie zum Meditieren. »Ois« beginnt mit einem stoischem Drumbeat aus dem Maschinenzimmer, dann setzen Trompete, Gesang und Stylofon ein. »Marlen« und »It Has Gone Well« könnten gute Singles abgeben. Man möchte diese Musik am liebsten durch Berlin tragen und kann es auch: Vielleicht findet sich in der einen oder anderen Kammer noch ein Walkman, wenn man sich das Album, dessen Cover an das der ersten Saints-LP erinnert, auf Kassette überspielen will. Ganz modern Gesinnte können es auch digital regeln. Übrigens, Floating di Morel tragen gerne Sonnenbrillen. Ihr Zimmerfenster bleibt im Film aber weit offen. Die einen nennen es Lärmbelästigung, die anderen eine Haltung.


Floating di Morel auf play loud!:
Shut Up! [auf Silver Monk Time]
(pl-02, DOPPEL-CD DIGIPACK / DOWNLOAD)
Said My Say (pl-06, LP / DOWNLOAD)
More Memory Than Now (pl-09, DOWNLOAD)
Takna, Pakna, G(k)ram... (pl-10, DOWNLOAD)
Real People Psych (pl-11, DOWNLOAD)
(pl-12) (DOWNLOAD, VIDEO & AUDIO)
A Summer Evening With Floating di Morel,
a film by Dietmar Post & Lucía Palacios
(pl-12, DOWNLOAD, VIDEO & AUDIO)

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